Das Ebenenmodell nach Florian Hockenholz

Was ist das Ebenenmodell?

In der Behandlung von Patienten mit chronifizierten Schmerzen stehen Behandelnde und Therapeutinnen vor einem zentralen Problem: Diagnostik und Behandlung sind komplex. Die meisten Patienten bringen eine lange Krankheitsgeschichte mit. Der Krankheitsverlauf spielt sich beispielsweise bei der Fibromyalgie in Schüben ab, es gibt oft mehrere schmerzhafte Körperbereiche, die in unterschiedlicher Intensität Probleme bereiten. Es reicht für die Erklärung der Symptome nicht aus, sich einen lokalen Schmerz anzuschauen. Mitunter ist kein Zusammenhang zwischen Schmerzpunkten und lokalem Auslöser zu entdecken. In dieser komplexen Symptomlage den Überblick zu behalten und die geeigneten Therapiemöglichkeiten auszuwählen, ist schwierig. Damit die Suche nach der Ursache nicht aus dem Blick gerät, braucht es Struktur und Überblick trotz vielfältigster Informationen. Bei diesem Vorgang soll das Ebenenmodell nach Florian Hockenholz helfen. 
Die Ebenen des Modells liefern den nötigen Orientierungsrahmen. Das Ebenenmodell ist flexibel erweiterbar, je nachdem, über welche Ausbildung die Behandelnden verfügen. Alle Ebenen zusammen betrachtet, ergeben ein schlüssiges Gesamtbild auf die schmerzauslösenden Faktoren. Dazu wird das Modell von unten nach oben über alle Ebenen hinweg erarbeitet. 

Die Ebenen des Modells

Chronische Schmerzerkrankungen wirken sich mit sehr unterschiedlichen Symptomen aus. So kämpfen Fibromyalgie-Betroffene mit lokal eher unspezifischen Schmerzen, dagegen bringt das regionale Schmerzsyndrom (kurz CPRS genannt) meist lokal eingrenzbare Schmerzen mit sich, deren Quelle aber woanders sein kann. 
Das Ebenenmodell von unten her betrachtet: 

Die lokale Ebene 

Die unterste und erste Ebene beschreibt den schmerzhaften Bereich. Hier liegen schmerzverursachende Struktur und Schmerzpunkt direkt zusammen. Typisch für Symptome auf dieser Ebene sind beispielsweise Sportverletzungen und Unfallverletzungen. 

Die fasziale Ebene

Hier liegen die schmerzauslösenden Strukturen an verschiedenen Orten. Über die Faszien, die den Körper wie ein dichtgesponnenes Netz durchziehen, verteilen sich Schmerzen und Funktionsstörungen vom Schmerzpunkt weg über den ganzen Körper. 

Die segmentale Ebene 

Dieser Bereich betrifft das zentrale Nervensystem des Menschen. Von der Nervenwurzel an der Wirbelsäule aus verlaufen die Nervenbahnen bis hin zu außenliegenden Nerven, etwa in Armen, Beinen und Fingern – und diesem Weg können Schmerzen folgen. Symptome dieser Ebene werden auf den Ursprungsort hin untersucht: Kommen sie direkt von der Wirbelsäule, oder ist irgendwo auf dem Weg zur Peripherie eine Störung zu entdecken?

Die vegetative Ebene 

Das menschliche Gewebe wird über das vegetative Nervensystem versorgt, und auch die Schmerzsymptomatik hat immer einen vegetativen Aspekt. Diese Ebene reguliert sich mitunter während einer Behandlung gemäß anderen Ebenen von selbst. 

Die viscerale Ebene

Diese oberste Ebene des Modells betrifft unser inneres Organsystem. Hier in den Organen können, genau wie überall sonst im Körper auch, die Quellen für Schmerzsymptome sein. 

Das Beispiel CPRS – wie das Ebenenmodell helfen kann 

Akute Schmerzen haben ihren Auslöser oft auf der untersten Stufe des Modells, der lokalen Ebene. Länger anhaltende, chronifizierte Schmerzen spielen sich dagegen meist auf mehreren Flächen ab. Das gilt besonders für das komplexe regionale Schmerzsyndrom, kurz CRPS vom englischen „Complex Regional Pain Syndrom“ genannt. Es wird auch als Morbus Sudeck bezeichnet. Betroffene leiden nach einem Trauma – beispielsweise einem Unfall – unter Schmerzen in körperfernen Abschnitten wie Händen oder Füßen. Bei Belastung verstärken sich die Symptome, weitere können auftreten: Schwellungen, Brennen, Taubheitsgefühle, Sensibilitätsstörungen sind nur ein kleiner Teil davon. Krankheitsverlauf und Symptomatik sind äußerst individuell. 
Bei dem hochgradig individuellen Krankheitsbild hilft das übersichtliche Schema von Hockenholz´ Ebenenmodell, die verschiedenen Symptome einzuordnen und dem verwirrenden Krankheitsbild mit differenzierten Therapieangeboten entgegenzutreten. 

Haben Sie Fragen zum Ebenenmodell oder wünschen einen Termin? Schreiben Sie uns über unser Kontaktformular oder rufen uns unter 021614000660 an.