Faszienbehandlung

Faszien (lateinisch fascia „Band“, „Bandage“) halten unseren gesamten Körper zusammen. Sie spielen eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit.

Etwas Geschichte zur Faszienbehandlung

Die Welt der Faszien wird erst seit den 1970er-Jahren erforscht.
Faszienpionier der ersten Stunde war Thomas Myers in Maine, USA. Er bildet Physiotherapeuten aus und entdeckte die Faszien als „perfekt arbeitendes inneres Zugspannungsnetzwerk“. Sein Buch „Anatomy Trains“ ist bis heute die Bibel der Therapeuten.

Seine Theorie: „Wenn es an einer Stelle zwickt, liegt die Ursache meist ganz woanders.“
Wollen wir einen Schmerz dauerhaft entfernen, müssen wir uns das ganze System anschauen.

Allerdings fehlte der wissenschaftliche Nachweis für seine Theorie.

Jan Wilke, Sportwissenschaftler in Frankfurt a. M. bewies im Ultraschall den Übertragungseffekt: Bewegte er beispielsweise die Faszie am Bein, war ein leichtes Gleiten der Faszie an der Halswirbelsäule zu sehen. Diese Übertragung geschieht nicht nur vertikal, sondern auch horizontal. 

Jean-Claude Guimberteau, Handchirurg aus Bordeaux, wollte wissen, wie das Gleiten des Bindegewebes funktioniert. Mit einer speziellen Kamera machte er als erster die Welt der Faszien sichtbar. „Alles im Körper ist durch ein System von extrem flexiblen Fasern verbunden.“ Durch das Verstehen dieser Zusammenhänge können sich völlig neue Therapiemöglichkeiten eröffnen, so seine Theorie.

Carla Stecco, Professorin für Anatomie in Padua, Italien machte die Faszien durch das gezielte Freilegen von anatomischen Strukturen (Präparation) im menschlichen Körper sichtbar. „Wir dürfen die Faszien nicht vergessen, das wäre, als würden wir die Nerven vergessen. Es ist ein Organ und wir müssen den Umgang damit verstehen.“ 

Carla Stecco veröffentlichte den „Faszienatlas“ und erfasste damit – erstmals seit der 400 Jahre alten Geschichte der medizinischen Anatomie – die Systematik der Faszien im gesamten menschlichen Körper.

Im Labor untersuchte Carla Stecco die Beschaffenheit der Faszien. Sie entdeckte, dass „Fibroblasten“ (spezifische Zellen des Bindegewebes) nicht nur Kollagen produzieren, die das Gewebe bilden und für die Wundheilung bei Verletzungen sorgen, sondern auch Hyaluronsäure. 

Hyaluron ist das Gleitmittel in der Schwammstruktur des Bindegewebes, das große Mengen an Wasser bindet. Durch zu wenig Flüssigkeit wird das Gewebe trocken und spröde. 

Robert Schleip, Psychologe und Physiotherapeut, promovierte an der Universität Ulm über das fasziale Gewebe. Seine Forschung betrifft die Frage, welche Therapien den Feuchtigkeitsgehalt und die Gleitfähigkeit der Faszien verbessern können. 

Seine Messungen ergaben: Nach einer Dehnungsbehandlung steigt der Feuchtigkeitsgehalt der Faszien. Ein weiterer Versuch zeigte: Wenn man mit Massage und leichtem Druck auf eine Körperstelle dieses Fasziengewebe „auspresst wie einen Schwamm“, füllen sich die Poren der Faszie erneut mit Wasser, messbar mehr als vor der Behandlung. Der Austausch des Gewebewassers transportiert auch Entzündungsstoffe ab.

Mit chemischen Versuchen erbrachte Robert Schleip den Beweis, dass die Kollagenproduktion in den Faszien nicht nur bei Verletzungen stark ansteigt, sondern auch durch Botenstoffe von emotionalem Stress. 

Am Beispiel eines eingegipsten Arms demonstrierte Robert Schleip die essenzielle Bedeutung von Bewegung: Bereits nach kurzer Zeit beginnt das Kollagen zu wuchern, das Gewebe verfilzt und versteift. Mangel an Bewegung (auch ohne Knochenbruch) führt zur Verklebung der Faszien, sie werden starr und können Nerven und Muskeln einquetschen.

Siegfried Mense, Schmerzforscher an der Medizinischen Fakultät Mannheim, wollte wissen: „Sind Faszien selbst schmerzempfindlich?“ Im Labor wies er zweifelsfrei nach, dass das Fasziengewebe von Nervenbahnen durchzogen sind. Messungen ergaben eine deutlich höhere Schmerzreaktion der Faszien als der Muskeln.

Manualtherapeuten können ertasten, dass sich nicht der Muskel selbst verhärtet, sondern das Gewebe darum.

Fazit

Dank der Arbeit dieser Forscher wissen wir:
Faszien breiten sich netzartig in unzähligen Linien überall im Körper aus. Sie umhüllen unsere Organe, Muskeln, Sehnen, Muskelfasern und selbst das Gehirn wie Strümpfe. 
Dieses weißliche Bindegewebe aus Proteinen, Wasser und Zellen macht etwa 20 kg unseres Körpergewichts aus und ist das Bindeglied zu unseren Knochen.

Vom Kopf bis zur Fußsohle hält es uns aufrecht. Ohne das System der zusammenhängenden Faszien würden wir trotz des Skelettaufbaus zusammenfallen. Selbst wenn unsere Bandscheiben oder Wirbelkörper abgenutzt sind, bedeutet das bei einem gesunden und elastischen Fasziensystem nicht zwangsläufig Fehlhaltungen oder Schmerzen.

Die Verfilzung der großen Rückenfaszie – nicht die Bandscheiben – ist zu 80 % die Ursache für unsere Rückenschmerzen.

Durch Bewegung, Dehnung und Entspannung können wir unsere Faszien gesund erhalten.

Wo befinden sich unsere Faszien und wie unterscheiden sie sich?

Im Gewebe unter der Haut befinden sich die oberflächlichen Faszien. Als lockeres, sehr dehnbares Bindegewebe umschließen sie Nerven- und Blutbahnen, Drüsen und Lymphe. Sie verbinden die inneren Organe mit dem Gewebe und speichern Fett und Wasser. 

Tiefe Faszien sind durch ihren hohen Kollagengehalt sowohl elastisch als auch stabilisierend. Sie sind dicht und faserreich und umschließen beispielsweise Nerven, Gelenke oder Knochen. Einzelne Muskelfasern sind von einer Endomysium-, Muskelfaserbündel von einer Perimysiumschicht umhüllt, die ganzen Muskeln werden von der Perimysiumschicht zusammengehalten. 

Für die Einbettung und den Schutz der inneren Organe sind die viszeralen Faszien zuständig. Sie bestehen aus doppelschichtigen Membranen, die ein wässeriges Sekret, das Serum speichert. Viszerale Faszien sind weniger dehnbar, ihre Spannung muss konstant sein.

Wann ist eine Faszienbehandlung notwendig?

Verfilzte und starre Faszien beeinträchtigen die Gleitfähigkeit aller Körperfunktionen. In der Folge stören sie durch den Verlust ihrer Flexibilität unsere Bewegungsabläufe und verursachen Schmerzen. Verklebte Faszien können Nerven und Blutbahnen einquetschen und zu vielfältigen Krankheitsbildern führen.

Wenn die Ursache Ihrer Beschwerden nicht konventionell gefunden werden kann, sind wir Faszienspezialisten gefragt. Wir sind in verschiedenen Behandlungstechniken geschult und können die Verklebungen der Faszien auch in tieferen Schichten lösen.

Wem können wir helfen? Jedem der Schmerzen hat

Die Faszienbehandlung

Das Faszien-Distorsions-Modell (Distortion lateinisch = „Störung“, „Verzerrung“) ist die effektivste Diagnose- und Therapieform der Faszienbehandlung. Anamnese, körperliche Untersuchung und Körpersprache des Patienten zeigen gut geschulten Therapeuten exakt, wo der Schuh drückt. 

Die Behandlung erfolgt durch mäßigen bis starken Druck mit dem Daumen auf die Schmerzpunkte, bis der Patient keinen Schmerz mehr spürt. Das klingt simpel, bedarf allerdings eines extrem einfühlsamen Fingerspitzengefühls und einer guten Ausbildung des Therapeuten. Eine Selbstbehandlung ist daher nicht ratsam, Sie handeln sich nur blaue Flecken ein.

Die amerikanische Biochemikerin „Ida Rolf“ entwickelte in den 1950er-das „Rolfing“-Konzept. Mit einer Kombination aus Haltungs- und Bewegungstraining wird der Körper wieder in sein aufrechtes Gleichgewicht gebracht. 

Therapeuten unterstützen diesen Prozess mit Massagegriffen und langsamen Druck auf die Faszien und lösen Verhärtungen und Verspannungen. Sie trainieren auch das Bewusstsein für die Körperhaltung im Alltag.

Die manuelle Faszientherapie regt das verletzte oder verklebte Bindegewebe an, sich neu zu organisieren und zu regenerieren. Mit mehreren Fingern und kräftigem Druck massiert der Therapeut bestimmte Faszienstränge. Das kann für den Patienten sehr schmerzhaft sein und Sie müssen kurz durchhalten. Wir Therapeuten helfen Ihnen mit Atemtechniken. Sobald wir den Druck lösen, ist diese Tortur vorbei.

Druck, immer wieder Druck

Erinnern wir uns an die oben ausgeführte Faszienforschung: Robert Schleip hat Fasziengewebe unter Druck „ausgepresst“. Anschließend füllte sich das Gewebe wieder mit sehr viel mehr „neuem“ und sauberem Wasser. Das Fasziengeflecht regenerierte sich.

Durch Massage und Bewegung werden die Kollagenfasern neu ausgerichtet. Der Stoffwechsel wird angeregt, die Fibroblasten produzieren frisches Hyaluron, das alte Gewebewasser wird ausgeleitet und durch frisches ersetzt. Die Faszien können wieder besser gleiten.

Hier kommt die „Faszienrolle“ zum Einsatz. Nahezu jedes Körperteil können Sie mit dieser Schaumstoffrolle selbst massieren, Druck aufbauen und wieder entlasten. Wir zeigen Ihnen die Techniken, die Sie zu Hause selbst durchführen können.

Denn: Wir helfen Ihnen in unseren Praxisräumen mit der Behandlung, aber Ihre eigene Bewegung ist sehr viel produktiver, da sie die Körpertemperatur erhöht und dadurch Ihren Stoffwechsel fördert. Unsere Trainingseinheiten für Sie zu Hause sind wesentlich für Ihre Heilung. Wir machen das zusammen. Versprochen.

Haben Sie Fragen oder wünschen einen Termin zur Faszienbehandlung? Schreiben Sie uns über unser Kontaktformular oder rufen uns unter 021614000660 an.